Die Gegend im Norden von Südafrika ist relativ arm. Es gibt Berge und schroffe Felsen, dazwischen stehen immer wieder alte grosse Bäume, für uns eine willkommene Abwechslung zum doch oft flachen Botswana. Bei diesem 3 Länder Eck gibt es auch einen Grenzübergang nach Zimbabwe. Am Ortseingang von Messina, einer Stadt an der Grenze, kamen wir an einem grossen chinesichen Einkaufsviertel vorbei. So eine grosse "Chinatown" hätten wir nicht erwartet. Plötzlich hat man das Gefühl gar nicht mehr in Afrika zu sein. Viele Leute aus Zimbabwe kaufen hier die günstigen chinesischen Waren ein, es herrscht ein wenig Goldgräberstimmung, überall Müll und Hektik und viele zwielichtige Gestalten. Wir wollten so schnell wie möglich weiter. Allerdings brauchten wir zuerst noch südafrikanische Rand. Sicherheitshalber blieb Walter im Auto, während ich versuchte Geld zu wechseln. Vor der Bank stand ein weisser Toyota mit Solothurner Kennzeichen. Thomi der Besitzer, war auch beim Auto geblieben, während seine Frau beim Einkaufen war. Sie kamen von Zimbabwe und waren nun auch zum Krüger Nationalpark unterwegs. Dort haben wir uns dann immer wieder gesehen, es gab viel zu erzählen, da sie schon sehr oft in Afrika waren. An diesem Abend waren wir froh, als wir nach langem Suchen einen sehr schönen Campingplatz fanden. Dort gab es eine heisse Quelle mit mehreren Pools, die alle verschiedene Temperatur hatten. Das Gelände ist riesig, eben eine ehemalige Farm die hier anscheinend meistens um die 30 000 Quadratkilometer gross sind. Wir staunten nicht schlecht, als eine Straussenfamilie zu Besuch kam mit 9 Jungen, die Mutter legte sich grad vor unser Auto. Sie können sehr angriffig werden, wenn sie sich bedroht fühlen, aber Herr und Frau Strauss hatten Vertrauen zu uns. Sie liessen sich nicht stören, obwohl wir immer noch an unserem Campingtisch sassen. Am Abend grasten Nyalas, Blessböcke und Gnus zwischen den Campingplätzen, es wirkte fast unwirklich wie wenig scheu sie waren. Als wir nachts noch draussen sassen, sahen wir zum ersten Mal im Baum über uns ein Buschbaby, das in grossen Sätzen von Ast zu Ast sprang. Dieser kleine Halbaffe ist nachtaktiv, hat sehr grosse Kulleraugen und einen langen Schwanz. Sie sind kaum grösser als ein Eichhörnchen. Die Besitzer des Campingplatzes waren sehr nett und haben uns vieles erklärt, zum Beispiel wie die Frucht eines Baobas aussieht und dass man sie essen kann (heisst ja auch Affenbrotbaum).

Auf der Weiterfahrt sahen wir sehr viele alte Baobabs, einer dicker als der andere. Sie werden mehrere tausend Jahre alt. Für die einheimische Bevölkerung haben die alten Baobabs eine wichtige Bedeutung. Wie früher in Europa die Kelten unter Eichenbäumen Gericht hielten, dienten diese riesigen Schattenspender auch als Versammlungsplatz. Der Grösste in dieser Gegend hat einen Umfang von 43m und man muss sich beim Dorfältesten (Chief, der dann auch Geld verlangt) melden, wenn man ihn sehen will. Wegen der langen Holperpiste dorthin, haben wir ihn nicht gesehen, aber unzählige andere rechts und links der Strasse genügten auch. Elefanten fressen die Rinde gern und schälen die Stämme regelrecht ab. Der Baum wächst trotzdem weiter und bildet neue Rinde. In dieser Gegend gibt es schon lange keine Elefanten mehr, man sieht den alten Bäumen aber immer noch die Spuren von früheren Zeiten an.

Spuren vergangener Unwetter (die letzte grosse Flut im Januar hat an vielen Stellen Brücken und Strassen beschädigt) bremsten uns auf dem Weg zum Krüger mehrere Male. Mitten auf der Strasse steht dann ein Schild "Gesperrt" eine Umleitung ist aber nicht signalisiert, man muss selbst herausfinden wo es weitergeht. (Wenn wir umgedreht hätten, wäre der Umweg sicher mehr als einen Tag lang gewesen). Da auf beiden Seiten der Strasse immer die Zäune der Farmen sind, gibt es keine Feldwege auf die man ausweichen könnte. Wir haben dann erfahren, dass wir auf die Zufahrtsstrasse einer Farm abbiegen müssen, dann den Wachposten am Tor freundlich überzeugen, dass wir harmlose Touristen sind und unbedingt zum bekannten Krügerpark wollen. Dieser hat uns dann auch die Schanke geöffnet und wir sind eine Stunde lang an riesigen Tomatenplantagen vorbeigeholpert, immer hinter einem grossen Lastwagen her, dessen Fahrer den Weg zurück zur Strasse kannte. Es gibt kleine Dörfer für die Angestellten und auf diesen Umweg haben wir eine Ahnung bekommen, wie riesig die Dimensionen der Plantagen sind. Das Wasser kommt aus dem Limpopo Fluss und die Erde des Schwemmlandes ist anscheinend sehr fruchtbar.

Bei der nächsten weggespülten Brücke die gesperrt war, sind wir dann wie selbstverständlich wieder hinter einem abbiegenden Lastwagen hergefahren. Dieses Mal hat das nicht so glatt funktioniert. Der hatte ein anderes Ziel und wir mussten unseren Weg durch eine steinige bergige Landschaft selber suchen. Immer bei Steigungen glich der ausgewaschene Weg mehr einem Bachbett und ohne die Untersetzung hätten wir ein paar Mal umkehren müssen. Am Nordtor des Krügerparks haben wir Raymonde und Thomi wiedergetroffen, die eine andere Umfahrung genommen hatten die deutlich kürzer war, als unser Umweg durch die Berge. Das Gewitter vom Vortag hatte mit Sturmböen viele grossen Bäume umgerissen und überall war das Parkpersonal mit aufräumen beschäftigt. Im Park hatte man aber die Unwetterschäden vom Januar bereits besser behoben, als in der Provinz im Norden. Vielleicht weil sonst die Einnahmen durch die Parkbesucher ausgeblieben wären. Es kommen auch sehr viele Südafrikaner in den Park. Die Hauptstrasse von Nord nach Süd ist geteert und in den Camps gibt es jeweils eine kleine Tankstelle und einen Laden. Man spürt deutlich, dass sie den Parkbesuchern ihren Urlaub so angenehm wie möglich gestalten wollen. So fahren auf der Strasse ganz gewöhnliche Wohnmobile und andere normale Autos, die in den Parks von Botswana keinen Meter weit gekommen wären. Für uns natürlich sehr bequem, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig.

Den Tieren ist das egal, sie haben sich schon so an die Touris gewöhnt, dass sie vor Autos keine Scheu zeigen. Bei den Campingplätzen hängen überall Plakate, um unvernünftige Besucher davon zu überzeugen, dass sie nicht aus dem Auto steigen oder zu nahe an die Tiere heranfahren sollen, nur um "gute Photos" zu machen. Einmal stand auf einem Poster: "Don`t herd Elephants!" (Treiben sie keine Elefanten!). Auf der Bilderserie sah man einen PKW, der wohl zu nahe oder zu schnell an einem Elefanten vorbei wollte. Zuerst drehte sich der Elefant um und setzte sich quasie auf das Auto. Dann hat er es kuzerhand mit dem Rüssel und den Stosszähnen die Böschung hinuntergeschoben, wo es unten auf dem Dach liegenblieb. Wir hörten, dass genau das vor ein paar Tagen 2 Chinesen passiert war. Das Auto hatte Totalschaden und die Ironie der Geschichte - anscheinend hatten die beiden mit den Nashornwilderern zusammengearbeitet. Trotz aller Massnahmen wurden allein im Krüger Park bisher 400 Nashörner gewildert. Scheinbar ist alles im grossen Stil organisiert. Ist das Nashorn getötet, kommt ein Helikopter und nimmt die Hörner mit. So werden die Drahtzieher nicht erwischt, da sie weit besser ausgerüstet sind als die Wildhüter.

Solange die Elefanten sich nicht bedrängt fühlen, sind sie oft sogar ein bisschen neugierig und kommen von selbst näher, um zu riechen und zu schauen. Wenn sie dann unwillig den Kopf schütteln oder sogar Anlauf nehmen ist es besser schnell den Rückwärtsgang zu benutzen. Dumm natürlich wenn hinter einem ein anderes Auto zu nahe aufgefahren ist. Wenn an einer Stelle ein seltenes Tier gesehen wird, bilden sich schnell ganze Autokolonnen. Das gibt es eben im Krügerpark leider auch.

Die Elefantenbullen im Krüger sind bekannt für ihre Grösse und die sehr langen Stosszähne. Wir sahen in einer Ausstellung, dass es früher wohl noch grössere gegeben hat. Die Photos und die ausgestellten Stosszähne sahen eher einem Mammut ähnlich. Die Tage im Krüger waren oft sehr lang, dies darum, weil wir meist um 4 Uhr 30 schon den Wecker stellten, dann den ganzen Tag unterwegs waren und am Abend mit Thommi und Raymonde zusammen sassen, statt ins Bett zu gehen. Man darf bei Sonnenaufgang aus dem Camp hinausfahren und muss kurz nach Sonnenuntergang wieder zurück sein. Am frühen Morgen ist die Chance Raubtiere zu beobachten am grössten. Wir hatten einige Male Glück. Auf einer Nebenpiste lagen gleich 4 Löwen direkt neben dem Weg, hätten wir die Tür geöffnet hätten wir sie berühren können. Fast könnte man meinen, sie stehen gerne im Mittelpunkt, den nach einer Weile kamen die zwei, die ein bisschen weiter weg lagen auch noch neben unser Auto. Die räkelten sich unter einem Busch und linsten nur kurz zu uns, wenn mal die Kühlbox anlief.

Ein anderes Mal mussten wir uns am Abend beeilen weil es bald dunkel wurde und prompt überquerte eine Herde Elefanten die Strasse. Da die Mütter anscheinend unser Auto zu gross für ihre Kleinen fanden oder wir vielleicht zu schnell gewesen waren, rannte eine davon so ärgerlich auf uns zu, dass wir dieses Mal auch lieber rückwärts gefahren sind. Kurz darauf sahen wir einen Geparden auf einem Baum und wollten natürlich nicht sofort weiterfahren. Damit nicht genug, kurz darauf tauchten zwei Hyänen auf, die ihre Jungen abholten. Gerne wären wir geblieben, denn es war sehr interessant, wie sie sich begrüssten und miteinander spielten. Aber dann wären wir noch später zurückgekommen.

Im Krüger Park erlebten wir zum ersten Mal eine sattgrüne Landschaft mit Wasser im Überfluss.. Es gab mehrere grosse Flüsse, so dass wir den Elefantenherden zuschauen konnten, wie sie im Wasser untertauchten und mit einander spielten. Wir mussten zwar mehr nach den Tieren suchen, da man sie hinter all dem Laub und dem Gras schlechter sieht, aber die Landschaft ist grün viel schöner. So blieb unsere Suche nach einem Leoparden bis am Ende erfolglos, obwohl wir immer wieder Fussspuren sahen. Am letzten Abend fuhren wir noch einmal los, weil in der Gegend oft Leoparden gesehen wurden. Eine halbe Stunde später war die Pirschfahrt zu Ende, weil wir einen platten Reifen hatten. Also machten wir uns ans Rad wechseln. Als alle Muttern gelöst waren, ging das Rad aber nicht ab. Wir versuchten es mit Hammer und anderen Tricks. Es war nichts zu machen und es wurde immer später. Verschiedene Leute hatten schon angehalten um zu helfen, konnten aber auch nicht mehr ausrichten. So verständigten sie die Parkranger um uns zu "retten". Am Ende konnten wir das Rad dann doch noch wechseln und grad als wir in der Dämmerung zurückfahren wollten, kamen die Ranger mit einem Konvoi von 3 Jeeps und Gewehren. Lachend sagten sie, dass sie auf der Suche nach uns wären. Nie hätten wir gedacht, dass tatsächlich so viel Hilfe in so kurzer Zeit kommen würde, waren aber froh, dass wir sie nicht mehr brauchten, vor allem das Gewehr nicht. Eigentlich hätten wir ja gar nicht aus dem Auto steigen dürfen. Dann waren die 10 Tage im Krüger Park zu Ende und wir mussten uns wieder an den Verkehr und die vielen Häuser und Menschen gewöhnen. Fast kommt man sich vor wie auf einem anderen Stern, nachdem man das Tor am Parkausgang passiert hat.

Im Norden von Südafrika fuhren wir dann westwärts. Die grossen Städte Pretoria und Johannisburg haben wir nur umrundet, es stand uns nicht der Sinn nach Lärm, Hitze und bewachten Parkplätzen. Gecampt haben wir im Pilanesberg Wildpark, wo es sehr viele Nashörner gab. Einmal standen wir an einem kleinen Stausee, da kamen viele Tiere zum Trinken. Alle waren sehr nervös und starrten immer wieder misstrauisch auf die Wasserfläche. Wir konnten nichts entdecken und uns auch kaum vorstellen, dass es dort drin Krokodile hat. Plötzlich schoss eine ganze Gruppe Gnus vom Wasser weg, wo sie sich kurz zuvor noch hineingelegt hatten. Ein riesiges Krokodil liess sich wieder zurück ins Wasser gleiten, ohne eine Mahlzeit ergattert zu haben. Eines von dieser Grösse hatten wir noch nicht zu Gesicht bekommen (etwa 5m lang).

Danach ging die Fahrt über eine nicht enden wollende Hochebene mit unzähligen Farmen, bis wir den Oranje River erreichten. Dieser lange Fluss, bringt Wasser aus den Drakensbergen ganz imOsten bis in den trockenen Westen. Viele Plantagen werden bewässert. Vor allem Rebstöcke und auch Zitrusfrüchte werden angebaut. Das übrig gebliebenen Wasser stürzt bei den Augrabis Wasserfällen 140m in die Tiefe einer imposanten Schlucht. Der Oranje ist der Grenzfluss zwischen Namibia und Südafrika.

Weiter nördlich in der Kalahari wurde ein Projekt verwirklicht, das in Afrika Schule machen soll. Der Kgalagadi Transfrontier Park wurde auf dem Gebiet von Südafrika und Botswana eingerichtet. In den letzten 10 Jahren gelang es allen dort ursprünglich heimischen Tieren wieder einen Lebensraum zu geben. Zwei Flusstäler sind gut zu befahren. Die Flüsse führen nur sporadisch Wasser, wenn es viel geregnet hat. Es wurden ca. alle 10 km Wasserstellen angelegt, so dass die Tiere immer Wasser haben und nicht abwandern müssen. In einer Gegend des Parks sind die roten Sanddünen bereits wieder mit Gras und kleinen Büschen bewachsen. Wir fragten uns woher sie genug Wasser bekommen. Wenn man mit dem Auto drüberfährt (die Piste verläuft quer dazu) kommt man sich vor wie auf dem Meer. Die Sanddünen haben die exakt gleiche Form wie grosse Wellen, kurz vor dem Wellenkamm erscheint es wie wenn man direkt in den Himmel fahren würde, bevor der Bus auf der anderen Seite wieder hinuntersaust. Es sind sehr wenig Autos unterwegs, trotzdem haben wir gehofft, dass alle auf ihrer Seite bleiben, weil man einen entgegenkommenden immer erst im letzten Augenblick sieht. Oft fährt man auf der falschen Seite, wenn die Piste auf der eigenen sehr schlecht ist. Darum stehen überall Schilder "KEEP LEFT" (links bleiben!).

Es gibt sehr viele Löwen, die Männchen sind besonders fotogen, da sie dunkle Mähnen haben. In der Mittagshitze haben wir uns oft unter einen grossen Baum an einem Wasserloch gestellt und abgewartet, wer da zum trinken kommt. Andere Touristen machten uns auf ein Astloch aufmerksam, in dem ein Eulennest war. Das Kleine war fast flügge und schaute immer wieder zum Loch heraus. Nach einer Weile entdeckten wir auch eines der Elterntiere, das auf einem Ast im gleichen Baum sass. Es waren die kleinsten Eulen die es in Südafrika gibt, etwa 15 cm gross. Auf einem anderen Baum schlief eine viel grössere Eule, ein Kap Uhu mit leuchtend gelben Augen, die er allerdings nur einmal aufmachte. Es gab mehrere Gewitter mit kurzen Regengüssen. Danach erlebten wir die kleineren Krabbler der Kalahari. Einmal wollten wir in der lauen Luft am Abend draussen gemütlich zu Abend essen, als eine Invasion kleiner schwarzer Käfer um unsere Köpfe schwirrte, um dann in den Tellern zu landen. Ein anderes Mal gab es Raupen, die Scharenweise alles bevölkerten, fliegende Termiten von denen ein ganzes Heer am Moskitonetz gelandet war, oder Grillen doppelt so gross wie Maikäfer, die so laut zirpen können, dass einem buchstäblich die Ohren dröhnen und man sich anschreien muss um verstanden zu werden. Mir fiel unwillkürlich die Geschichte der 7 Plagen aus der Bibel ein. Auf jeden Fall waren wir sehr froh um unser Moskitonetz, mit dem wir ruhig schlafen konnten und der Spuk war meist am anderen Morgen sowieso vorbei. Interessant waren die Käfer die aus Dung Kugeln rollen, die mehrfach so gross sind, wie sie selber. Mitgerollt wird die Angebetete, die dann ihre Eier in die fertige Kugel legt. Wir haben gestaunt über die Kraft und die Geschicklichkeit, mit der sie ihre Gebilde über Stock und Stein weiterrollen. Nach den seltenen Regenfällen laufen überall etwa 15 cm grosse Taussendfüssler herum, so dass man sich fragt, wo alle zuvor gesteckt haben. Fast immer bin ich darum mit den Wanderschuhen unterwegs gewesen, trotz der Hitze und dem Sennentuntschi Look, wenn ich dazu noch ein Sommerkleid anhatte.


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