Am Donnerstag dem 15. August konnte es nach vielen Hindernissen und einer langen Vorbereitung endlich losgehen. Wir sassen im Zug nach Frankfurt von wo aus uns eine Maschine der Air Namibia nach Windhoek bringen sollte. So langsam kam nun doch das Reisefieber. Da wir nicht wussten wann das Schiff mit unserem Bus in Walvis Bay ankommen würde, hatten wir einen schweren Rucksack mit Utensilien dabei, die wir nicht im Auto lassen wollten. Allein die Kameras, der Laptop und der Feldstecher füllten schon das Handgepäck. Morgens um 5 landeten wir auf dem Flughafen Hosea Kutako bei Windhoek. Nachdem alle Passagiere ausgestiegen waren, warteten wir auf den "Special Service", der aufgrund Walters Rollstuhl bestellt worden war. Hier ging alles etwas weniger förmlich zu, als in Frankfurt. Wir waren froh, dass unser Rucksack auf dem Gepäckband lag und machten uns auf die Suche nach Heike, die uns abholen sollte. Nach einer halben Stunde haben wir uns dann gefunden, luden Gepäck und den Rollstuhl auf ihren Pick Up und genossen die Wärme im Auto, denn es war empfindlich kalt und immer noch dunkel. Im Morgengrauen nach etwa 30 km Fahrt kamen wir auf der Guestfarm Hohe Warte an. Bald wärmte die Morgen Sonne und am Nachmittag sassen wir schon bei Kaffee und Kuchen mit den Besitzern Heike und Markus auf der Terrasse. Es gab spannende Unterhaltungen bei einem sehr guten Abendessen, mit Zebra und Kudufleisch. Ihre Rinderfarm ist ca. 10 000 ha gross und es gibt dort viele Wildtiere. Schakale, Leoparden, Erdwölfe, Erdferkel, Paviane, Zebras, Oryxantilopen, Elanantilopen, Hartebest, Kudus, Warzenschweine, vielleicht auch noch mehr. Viele der Tiere sahen wir auf der 2 stündigen Farmrundfahrt im offenen Jeep. Zusätzlich zeigte uns Markus noch die "Butterbüffel". Die Schakale haben nachts ein Geheul angestimmt, das nur noch vom wütenden Gebelle der Farmhunde übertönt wurde. Daneben hat es viele verschiedene Vögel, auch Webervögel, die ihre Nester wie Weihnachtskugeln an die Bäume hängen, meist gleich 5 bis 10 Stück an den gleichen Baum.

Am Sonntag hat uns Markus nach Windhoek gefahren. Dummerweise waren die Papiere, die wir zum Abholen des Autos brauchten, nicht bei der Adresse der Guestfarm angekommen, und so wurde es am Ende noch fast knapp, bis wir mit einem Sammeltaxi nach Walvisbay fahren konnten. Der Brief war im Office der UPS liegengeblieben.

So kamen wir dann einen Tag vor dem Schiff dort an. Die Angestellten der Verschiffungsgesellschaft behaupteten, es brauche 4 bis 5 Arbeitstage um alle Formalitäten zu erledigen. Das wollten wir nicht akzeptieren, denn so würde der Bus fast eine Woche im Hafengelände rumstehen. Die Parana (das RoRo Schiff auf dem das Auto war) kam am Mittwochmittag den 21. August an, und wir setzten Himmel und Hölle in Bewegung, um das Auto zu bekommen. Alle nötigen Stempel waren am Donnerstagmittag gemacht, aber die Hafenbehörde rückte die Schlüssel der abgeladenen Autos nicht heraus, angeblich weil sie noch nicht alle Autos auf Schäden überprüft hätten. Am Donnerstagabend sahen wir unseren Camper auf dem Parkplatz im Hafengelände mit vielen anderen Autos stehen, und -- O Schreck -- die Sonnenmarkise fehlte.

In dieser Nacht haben wir nicht gut geschlafen. Am anderen Morgen standen wir um acht Uhr am Hafen und haben darauf bestanden, dass wir zum Auto können. Dort erwartete uns die ganze Misere. Die zusätzlich angebrachten Vorhängeschlösser waren aufgebrochen und im Auto war ein Riesendurcheinander. Schränke und Schubladen standen offen, Kleider, Schuhe, Koffer, Werkzeug und Kochtöpfe lagen bunt gemischt kreuz und quer. Nicht nur unsere Sachen, sondern fremde! Die meisten Sachen von uns fehlten, wie wir bald festgestellt haben. Im ersten Moment dachte ich, mich trifft der Schlag!

Walter konnte ganz ruhig bleiben, ich habe meiner Wut freien Lauf gelassen. Ich glaube ein bisschen haben die Afrikaner das sogar verstanden, sie sind viel spontaner und gefühlsbetonter, als wir Europäer. Die Diebe mussten sehr viel Zeit gehabt haben, denn sie hatten alles bis aufs hinterletzte durchsucht. Auch die Sonnenstore war speziell gut befestigt gewesen und nur mit viel Aufwand abzumontieren. Vermutlich war die Sache also auf dem Schiff passiert. Die Diebe müssen unseren Autoschlüssel gehabt haben, denn nur die Hängeschlösser waren aufgebrochen, nicht das Schloss der Schiebetür, die war mit dem Schlüssel geöffnet worden. Später erfuhren wir, dass noch andere Autos aufgebrochen worden waren. Wahrscheinlich war geplant, die Sachen die in unserem Auto waren (aber nicht uns gehörten) im Hafen wieder herauszuholen, da unser Bus ja offen war. Kein "normaler Dieb" würde gestohlene Sachen wieder in einem Auto verstauen, ohne sie dann mitzunehmen. Möglicherweise rechneten sie nicht damit, dass wir das Auto heute schon abholen würden. Die ganze Sache bleibt ein Rätsel.

Eine Weile später realisierten wir, dass wir vermutlich noch Glück im Unglück hatten. In einen Teil des Autos waren sie nicht gekommen. So hatten wir den Seilzug und die Sandbleche noch. Auch die Kühlbox und die Solaranlage waren noch intakt, genauso wie der Kocher und die Wasseranlage. Ein Fach unter dem Kleiderschrank hatten sie nicht gefunden, so dass die ganzen Ladegeräte, ein paar wichtige Autoersatzteile, Medikamente und das Nachtsichtgerät nicht gestohlen waren. Sie hätten ja auch das Auto klauen können, das wäre dann wirklich der Supergau gewesen.

Folglich machten wir uns daran, das Fehlende wieder zu besorgen, soweit es aufzutreiben war. Im Laufe der Zeit kamen wir so zu neuen Küchenutensilien. Es gibt nun eine neue Werkzeugkiste und einen neuen Kompressor, diverse kleinere Sachen wie Elektroersatzteile, Spannungsprüfer, Reifenflickzeug, Pneuhebel, Schrauben, auch Dinge wie Kaffee, Jacken, T- shirts usw. Eine kleine Werkstatt hat uns sogar ein Sonnensegel genäht, das wir mit 2 Zeltstangen und Haken, die am alten Halter der Markise angebracht werden, aufstellen können. Vieles lief anders als geplant, aber wir haben das Auto noch und sind endlich unterwegs.

Die Leute in Namibia sind sehr freundlich und hilfsbereit, es ist interessant die vielen Tiere zu sehen. Auf dem Grünstreifen neben der Autobahn ausserhalb von Windhoek war eine kleine Pavianherde mit Jungen unterwegs. Am Strassenrand sieht man immer wieder Warzenschweine die lustig aussehen, wenn sie mit aufgestellten Schwänzen davon rennen. Auf dem Weg nach Walvis Bay sahen wir das erste Mal Giraffen. Die Landschaft besteht grösstenteils aus Buschsavanne. Fast alle Büsche haben lange Dornen und trotzdem können die Tiere die wenigen grünen Blätter abfressen. Im Moment ist alles gelb oder braun wie bei uns im Winter wenn kein Schnee liegt. Es hat in diesem Jahr ungewöhnlich wenig geregnet und alles ist staubig und die Flussbetten ausgetrocknet. Tags über ist es schon sehr warm. Die Campingplätze sind leer und sehr sauber. Nachts kühlt es bis auf etwa 8 Grad ab. Der Sternenhimmel ist so klar, dass man die Milchstrasse wie ein weisses Band quer über dem Himmel sieht.

Nachdem wir nun die wichtigsten Sachen wieder beieinander haben, geniessen wir das Reisen in vollen Zügen und freuen uns auf den Etosha Nationalpark im Norden Namibias, wo es Elefanten und Nashörner, sowie Löwen und viele andere Tiere gibt, die zu den Wasserstellen kommen. Auf dem Weg nordwärts stehen wir auf einem kleinen Campingplatz mitten im Busch, seit 6 Uhr ist es dunkel, draussen hört man Geräusche, Tierstimmen von denen wir noch nicht wissen, wer sich da lautstark bemerkbar macht. Alles ist neu und darum sehr spannend.

Als wir im Etosha Nationalpark ankommen erfahren wir, dass auf dem Okaukuejo Camping alles ausgebucht ist. Aber wie öfter in Afrika, mit viel Geduld und Hartnäckigkeit hatten wir am Ende doch einen Campingplatz . Wir hätten nie geglaubt, gleich am Anfang so viele Tierherden zu sehen. Aber dieses Jahr ist aussergewöhnlich trocken und so bekommen die Touristen wirklich etwas geboten. Die Tiere sehen erstaunlich gut genährt aus, wir haben uns gewundert, wo sie das Futter noch finden. Am Okaukuijo Wasserloch sahen wir eine nicht enden wollende Karawane von Impalas, Kudus, Zebras, Springböcken, Giraffen, Warzenschweinen und nicht zuletzt Perlhühnern in ganzen Scharen. Nachts schlichen 2 Löwen ums Wasserloch, konnten aber keines der Tiere erwischen. Auch eine Schabrackenhyäne kam zum Trinken und zwischen den Zelten huschten Schakale wie Hunde herum, auf der Suche nach einem vom Braai übrigen Knochen. Sogar ein Spitzmaulnashorn und ein Elefantenbulle war da, der erste wilde Elefant den wir sahen hat uns entsprechend beeindruckt. Wir haben auch Josette und Jaques (2 Franzosen) mit ihrem alten Renault Allradlaster getroffen. Sie wohnen jeweils ein halbes Jahr in Harare und ein halbes Jahr reisen sie in Afrika umher (begonnen hatte die Reise anscheinend vor 16 Jahren, als sie von Israel Richtung Afrika losgefahren sind). Diese "Alten Hasen" haben uns viel Nützliches und Interessantes erzählt, standen wir doch einige Tage zusammen mit ihnen auf einem Buschcamp östlich von Namutomi.

An einer anderen Wasserstelle wollte es der Zufall, dass ein Elefantentreffen gerade an dem Tag stattfand, als wir am frühen Morgen dort ankamen. Zuerst sahen wir einen grossen Löwen und 4 Löwinnen mit 4 Jungen im Schlepptau. Dann trabte die erste Gruppe Elefanten den Hügel herunter. Es wurden immer mehr, bei etwa 70 haben wir den Überblick verloren, es war ein richtiges Gedränge. Es gab keine Absperrung und logisch verkleinerte sich der Abstand zwischen den Elefanten und den schaulustigen Touristen in ihren Autos immer mehr. Scheinbar hatten die Tourguides einander Bescheid gegeben, dass es an dieser Wasserstelle was zu sehen gibt. Immer mehr grosse und kleine Elefanten lieferten sich kleine Wettkämpfe, so nach dem Motto "mal schauen wer hier wen wegschieben kann?" Entweder mit dem Rüssel oder mit dem Hintern. Erstaunlich wie schnell man auch als Nichtafrikaner die Körpersprache dieser grossen Rüsseltiere deuten kann. Auf jeden Fall suchte plötzlich ein junger "halbstarker" Bulle einen neuen Sparringpartner. Da kam ihm anscheinend unser Bus gerade richtig. Fotomachen war plötzlich Nebensache, schnell auf den Fahrersitz und den Motor anlassen, das machte ihn stutzig und er ging wieder zurück. Faszinierend und Respekt einflössend gleichzeitig, wenn so ein Riese plötzlich zum greifen nahe ist, man aber gleichzeitig nicht weiss, was er im Schild führt.

Im Etoscha Nationalpark sind die Tiere an Autos gewöhnt und haben schon lange keine schlechten Erfahrungen mehr mit Jägern gemacht. Zeitweise kommt es einem vor wie im Zoo, nur dass die Menschen in den Autos eingesperrt sind und die Tiere sich frei bewegen können. Das Futter müssen sie auch selbst suchen, wie die 2 Geparden die grad vor uns hinter einer Impalaherde herjagten, allerdings ohne Erfolg. Ab und zu zeugen ausgebleichte Knochen vom Fressen und Gefressen werden.

Das nächste Ziel war der Caprivi Strip oder die Sambesi Region wie der Distrikt neu heisst. Wir standen am Kwandofluss ganz alleine auf einem Platz im Mudumu National Park. Es war heiss und wir duschten draussen mit Flusswasser. Plötzlich knackte das Gebüsch, Walter meinte," da kommt was Grösseres" und schon stand ein grosser Elefantenbulle etwa 5 m vor uns. Er schaute etwas schräg, anscheinend waren wir seiner Dusche im Weg, denn er machte einen Bogen um uns und schwamm anschliessend durch den Fluss auf eine Insel auf der anderen Seite. Nachts brüllte ein Löwe ganz in der Nähe und man hörte die Flusspferde im Wasser, wir hatten das Gefühl in einer völlig anderen Welt angekommen zu sein. Kurz vor dem Eingang zum Mahongo Park übernachteten wir auf dem Camp Site der Mahongo Safari Lodge. Die Restaurant Terasse liegt direkt am Fluss. Beim Abendessen kann man Elefanten, Flusspferde, Büffel und andere Tiere beobachten die ans Flussufer kommen. Im Park bestaunten wir den ersten grossen Baobab, ein Löwe überquerte vor unserem Auto den Weg, Pferdeantilopen, Affen, Zebras, Flusspferde und wieder Elefanten bevölkern den Park. Der Fluss bewässert die Umgebung und wir freuten uns an dem vielen Grün.

Über Katima Mullilo und den Chobe Park erreichten wir Kasane und dann die Viktoria Fälle. Der Zambesi hatte zwar wenig Wasser, aber der über 100 m hohe Wasserfalll war trotzdem sehr eindrücklich. In Victoria Falls haben wir Ivo und Gabriela getroffen die mit ihrem Allrad Sprinter vor einem Jahr von der Schweiz aus über Aegypten und Ostafrika hierher gefahren sind. Nun sind sie auf dem Rückweg nach Hause. Es war spannend von ihren Erfahrungen zu hören. Auf dem Camp in Vic Falls machten wir die ersten Erfahrungen mit frechen Pavian und Meerkatzengruppen, sie stehlen wie die Raben. Das einzige was sie beeindrucken und auf Abstand halten kann, ist eine Steinschleuder. Sie sind so schlau, dass sie sofort zwischen parkende Autos sitzen, sobald sie jemand mit einer Steinschleuder sehen. Dorthin schiesst niemand mit Steinen.

Unseren Plan nach Mana Pools zu fahren haben wie auf ein anderes Mal verschoben. Unser turbulenter Start hat uns Zeit gekostet und wir sind langsamer vorangekommen. Aber das ist das Gute, wenn man Zeit hat und wenig vorgeplant ist dann kann man die Route flexibel anpassen. Inzwischen ist es sehr heiss geworden und in den Niederungen des Zambesi wäre es in 2 Wochen sicher noch heisser. So wird es dieses Mal nur eine abgekürzte Runde durch Zimbabwe.

 

Südafrika über Mata-Mata nach Namibia

Von Mata Mata aus ging es südwestwärts zum Köcherbaumwald wo wir wunderschöne Sonnenuntergänge erlebten. Danach weiter über Aus zu den Tirasbergen und der landschaftlich grandiosen D707 bis nach Sossusvlei in der Namib.

Es gibt dort bis zu 300 m hohe, rote Sanddünen . Man sieht sie links und rechts von einem Flusstal, der Fluss hat zwar sehr wenig, bis kein Wasser, aber es wachsen Bäume und Büsche, die einen tollen Kontrast bilden zu den vom Wind perfekt aufgetürmten Sandbergen. Nachdem ich 3 Stunden gebraucht hatte, um auf den Gipfel einer der Dünen zu gelangen, eröffnete sich ein grandioser Ausblick auf ein rotes Sandmeer. Der Fluss versickert darin, hat aber seinen Lauf immer wieder geändert, so dass weisse Salzpfannen entstanden sind, wo im Dead Vlei die uralten Gerippe abgestorbener Bäume eine surreale Kulisse schaffen. Erstaunlicherweise gibt es Oryx Antilopen Springböcke und Strausse.

Inzwischen haben in Namibia die grossen Ferien angefangen und viele Leute haben Urlaub. So mussten wir uns beeilen um in Windhoek die Bremse machen zu lassen. Wir fahren den sehr steilen Spreetshogte Pass hinauf und sind froh, dass die steilen engen Kurven befestigt worden sind. Wir können die Bremsen reparieren lassen.

Danach sind wir auf dem Weg durch die Namib Richtung Walvis Bay. Wir kommen durch eine eindrückliche Landschaft mit bizarren Felsen und speziellen Pflanzen wie beispielsweise die seltene Welwitschia. Diese Pflanze ist sehr gut an das Wüstenklima angepasst und wird sehr alt. Die Abendsonne lässt die Felsen der Blutkuppe rot leuchten und in der Nacht gibt es einen grandiosen Sternen Himmel. In der Gegend des Mondtales fühlt man sich an Mordor aus dem Film der Herr der Ringe erinnert. In Swakopmund treffen wir auf dem Camping „Alte Brücke“ Bekannte wieder und können unseren Bus putzen und aufräumen damit nach unserer Abreise Silvia und Rolf ein einigermassen staubfreies Auto übernehmen können. Auf dem Weg nach Windhoek besuchen wir nochmals die Spitzkoppe wo der Campingplatz seit unserem letzten Aufenthalt am Beginn unserer Reise in der Zwischenzeit deutlich gepflegter wurde. In Windhoek treffen wir nochmals Raymonde und Thomi auf dem Urban Camp bevor wir den Bus wieder auf die Hohe Warte bringen. Es waren tolle 4 Monate in Afrika, vieles haben wir noch nicht gesehen. Aber unser Bus hat bei Markus und Heike einen guten Standplatz und nächstes Jahr möchten wir wieder kommen.


zurück