Am 3. Juli steigen wir mit unseren 26 kg Gepäck pro Person ( zum Glück erlaubt Qatar Airways 30kg) in den Zug nach Kloten. Einige Ersatzteile für den Camper sind auch dabei und wir hoffen der Zoll in Tansania macht keine Schwierigkeiten. Wir haben ein Hotel in Doha gebucht, um während der 6 Stunden Aufenthalt in einem Bett ausruhen zu können. Zum Glück klappte das Ausladen von Walters Rollstuhl in Doha dieses Mal. Da unser gebuchtes Hotel ohne uns zu informieren umgebucht wurde, sind wir froh nach einiger Sucherei am Ende endlich flach liegen zu können. Am frühen Morgen geht es weiter und als unser Flieger am Nachmittag zum Sinkflug ansetzt, hüllt sich der Kilimandscharo leider in dichte Wolken. Wir bekommen von einem streng dreinblickenden Offizier ein Visum für Tansania und auf dem Parkplatz erwartet uns bereits Hamsa mit seinem Taxi. Er hat uns schon beim letzten Mal zum Flughafen gebracht. Zur Vorfreude mischen sich auch wehmütige Gefühle, heisst es ja dieses Mal Abschied nehmen von Arusha, wo wir uns inzwischen schon ein bisschen auskennen. Die nächsten 3 Monate planen wir über Kenia, Tansania, Sambia und Botswana wieder nach Namibia zu fahren. Bei Manfred und Maria Lieke, wo unser Camper frisch gewaschen auf uns wartet, begrüsst uns schwanzwedelnd ein grosser, schwarzer, begeisterter Hund. Pluto war bei unserer letztjährigen Abreise noch ein niedlicher Welpe. Inzwischen wollten wir ihn nicht zum Gegner haben.
Wir werden einmal mehr herzlich empfangen und bereits am nächsten Tag bauen die Arbeiter die mitgebrachten Ersatzteile ein. Nun braucht es noch Zeit, um den Bus reisefertig zu machen und genügend Vorräte einzukaufen. Sobald wir die Gegend um den Kilimanjaro mit Arusha und Moshi verlassen haben, gibt es keine Supermärkte mehr. Auf der Naturstrasse Richtung Arusha ruckelt das Auto immer wieder. Natürlich ist das Problem spurlos verschwunden, als ein Mitarbeiter der Werkstatt den Bus fährt um heraus zu finden was nicht stimmt. Hören wir schon die Flöhe husten? Wie sich später herausstellt hätten wir hartnäckiger nach der Ursache suchen sollen. Die Formalitäten am Grenzübergang nach Kenia bei Taveta sind in eineinhalb Stunden schnell erledigt und bald sind wir südwärts zum Lake Jipe im Tsavo West unterwegs. Der sandige, lehmige Weg ist von der letzten intensiven Regenzeit stark ausgewaschen und das Auto ruckelt immer stärker, weil ständig das Gas einfach ausfällt. So reduziert sich die Reisegeschwindigkeit deutlich und wir erreichen die Jipe Safari Lodge mit Campingplatz erst beim Entdunkeln und ziemlich geschafft. Fast wären wir wieder weitergefahren, weil sie einen unverschämt hohen Preis verlangten. Als wir dann wegfahren wollten,änderte sie ihr Angebot dann doch und wir sind froh, dass die stressige Fahrt endlich zu Ende ist. Walter hat die rettende Idee, wie wir unser Problem lösen können. Er vermutet, dass sie in der Werkstatt seinen Handumbau ausgebaut, und beim wieder einbauen falsch eingestellt haben. Er kann das richten und in der Abendstimmung zeigt sich sogar der Kilimanjaro kurz als weiser Riese über den Wolken. Am anderen Morgen fahren wir entspannt und ausgeruht mit einem funktionierenden Auto weiter. Der Ranger am Gate ist sehr nett und berät uns gut, damit wir mit einer Übernachtung im Park das nördliche Gate erreichen können, ohne nachzahlen zu müssen. Wir stehen am schilfbewachsenen Ufer des Sees und beobachten eine weit entfernte Elefantenherde die sich langsam Richtung Wasser bewegt. Die Tsavo Elefanten sind rot gefärbt und sehen in dem Meer von weis blühenden Blumen sehr fotogen aus. Man könnte fast glauben es ist eine andere Art, aber sie werden nur durch die täglichen Schlamm- und Staubbäder so rot. Mütter mit Babys und Halbwüchsigen ziehen friedlich an uns vorbei, bis ein grosser Bulle seine Autorität zur Schau stellt. Da wir schon lange mit abgestelltem Motor dort stehen, haben wir sowieso keine Möglichkeit schnell auszuweichen. Also sind wir möglichst ruhig, bewegen uns nicht, egal wieviel er den Kopf schüttelt und mit den Ohren wedelt. Als er wenige Meter vor uns immer noch droht und vor und zurück geht, als wollte er Anlauf nehmen, ist uns doch das Herz in die Hose gerutscht. Walter sitzt während der ganzen Zeit mit einer geöffneten Beifahrer Tür direkt vor dem genervten Bullen, denn er kam so schnell auf uns zu, dass Walter ihn durch die Bewegung der Autotür nicht noch mehr reizen wollte. Allerdings hätten wir nicht gedacht, dass er uns so nahe kommt. Er umkreist uns, den Kopf ständig zu uns gerichtet. Er ist um einiges grösser als unser Bus und könnte uns mühelos zur Seite kippen. Nach einer gefühlten Ewigkeit zieht er endlich ab. Seine Gestik wirkt auf uns, als ob er sagen wollte, „ich hab noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen“. Elefanten sind faszinierende, sehr feinfühlige Tiere, auch wenn dieser uns heute einen gewaltigen Schreck eingejagt hat. Bisher hatte uns nie ein anderer Elefant so bedrängt. Grosse Bullen näherten sich schon mehrmals bis auf Armlänge dem Auto, waren jedoch immer interessiert und nie genervt. Wir vermuten dieser schlecht gelaunte Macho hat schon schlimme Erfahrungen mit Autos und Menschen gemacht. Im Tsavo wurde in den letzten Jahren viel gewildert, da der Handel mit Elfenbein ein lukratives Geschäft ist. Die Ranger am Voi Gate hatten die ganze Szene beobachtet und sie meinten später, sie hätten die Gewehre parat gehabt, wenn die Situation eskaliert wäre. Wir glauben nicht daran, dass ein Schuss in die Luft etwas geändert hätte, der Knall hätte den Elefant womöglich noch wütender gemacht. Zum Glück haben sie nicht geschossen.
Die Abendstimmung am See am Ndolo Camp ist traumhaft schön, wir sind die einzigen Camper und überall hört man Geräusche aus dem Schilf und weiter entfernt aus der Savanne. Wir sehen Giraffen, Leierantilopen, Oryxe, Impalas, Grant und Thompson Gazellen und sogar 4 Löwen. Auf unserem Weg ostwärts durchqueren wir den oberen Teil des Parks, wo wir nochmals campieren. Am nächsten Morgen sind wir schon früh unterwegs, so ist die Chance Tiere zu beobachten am grössten. Ein 2. Mal bekommen wir es mit einem angriffigen Elefanten zu tun. Auf dem Hauptweg hat vor uns ein Mini Bus mit einer Gruppe Touristen angehalten. Ein grosser Elefant steht relativ weit weg unter einem Baum, wo er Äste frisst. Mit etwas Abstand halten wir ebenfalls und machen den Motor aus. Der Elefant beschliesst sich die 2 Autos näher anzuschauen und kann sich zunächst nicht entscheiden ob er zu uns oder zum Mini Bus steuern soll. Als er sich für die anderen entscheidet wird er schneller und der Touristen Bus fährt mit Vollgas davon. Als der Bulle merkt, dass er ihn nicht mehr einholen kann, dreht er um und rennt auf uns zu. Da sich das grüne Auto nicht rührt, stoppt er vor uns, genau wie ein Hund der eine Katze nicht scheuchen kann. Kopf schüttelnd und mit aufgestellten Ohren dreht er ab ins Gebüsch. Wir sind erleichtert, dass unsere Stillhalte Taktik ein weiteres Mal funktioniert hat. Zum Glück begegnen wir an diesem Tag noch grossen Elefanten Familien mit vielen Jungen, die ganz friedlich bleiben. Obwohl wir ihnen auf der Fahrspur quasi den Weg versperren weichen sie einfach seitlich aus. Wir bleiben trotzdem vorsichtig. Nachts hören wir wütendes Trompeten und fragen uns was der Grund für die Aufregung ist. Obwohl auch auf dem Camping Platz ein einzelner Bulle Äste abreist, ignoriert er uns, er ist nur am Futter interessiert. Trotzdem bin ich froh, dass ich in dieser Nacht nicht mehr aus dem Auto muss.
Möglicherweise haben Löwen die Elefanten gestört. Spuren der grossen Katzen finden wir bei der Ausfahrt aus dem Campingplatz (ist nicht umzäunt und in der Nähe ist Wasser) und immer mal wieder auf der Fahrspur. Zu sehen sind sie auf unserem Weg leider nicht mehr, dafür Büffel, Giraffen, verschiedene Antilopen Arten, Elefanten und Baboons in grossen Herden. Südlich von Mombasa erreichen wir die Berge an der Küste des indischen Ozeans. Von Samburu nach Kinango erwischen wir eine stark ausgewaschene Erdstrasse und erreichen erst bei einbrechender Dunkelheit das Shimba Hills Naturreservat. Wir sind froh, dass wir am Eingangstor übernachten dürfen, nachdem sich eine Soldatin mit Kalaschnikow von unserer Harmlosigkeit überzeugt hat. Am anderen Morgen durchqueren wir die grüne Hügellandschaft bei Regen und staunen über Urwaldriesen und Orchideen die hier noch erhalten geblieben sind. Im Wald sehen wir ausser einem Buschbock, einer Schildkröte und verschiedener Vögel wenig Tiere. An der Küste angekommen campieren wir südlich des Touristen Mekkas von Diani Beach auf einem kleinen Camping Platz namens Twiga Lodge Campsite. Ein breiter weisser Sand Strand, von Kokospalmen gesäumt und nur von 2 anderen Campern genutzt. Ein Wohnmobil mit einer Waldshuter Nummer und eine indische Familie aus Mombasa. Nachts kommt eine Meeresschildkröte an den Strand zum Eier legen und jeden Tag können wir Lebensmittel Bestellungen aufgeben. Frischer Fisch, Brot, Gemüse und Früchte, alles wird direkt zum Bus geliefert. Als die Inder nach dem Wochenende wegfahren, kommen Ursula und Frank aus Heilbronn mit ihrem Camper. Wir geniessen dieses kleine Paradies und nutzen die Zeit zum Brot backen und Wäsche waschen oder einfach zum faulenzen und erzählen mit den anderen Reisenden. Am 16. Juli verlassen wir diese kleine Oase und überqueren im Süden bei Lunga Lunga die Grenze nach Tansania.