Mit der neuen Lichtmaschine können wir nun unbeschwert nach Botswana weiterreisen, in den letzten Tagen wussten wir nie ob das Auto plötzlich streikt. Wir staunen über die unzähligen Dachzeltcamper die die Strassen überschwemmen. Seit unserem letzten Besuch scheint Namibia und Botswana der Renner unter den Reisezielen geworden zu sein. Dementsprechend sind viele Campingplätze bereits voll, so sind wir froh dass wir ausserhalb von Kasane in der Big Five Lodge noch einen Platz bekommen. Das Grundstück ist eingezäunt, ausserhalb suchen Elefanten nach Fressbarem und kommen ans Flussufer zum Baden. Da das Senyati Camp weiter südlich ebenfalls keinen Platz mehr hat, beschliessen wir von Kasane aus die Hunters Road Richtung Pandamandenga zu nehmen. Links von uns beginnt Simbabwe, teilweise ist der Weg tiefsandig, streckenweise aber sehr gut zu fahren. Die Wasserstelle von Senyati sehen wir nun ausnahmsweise von der anderen Seite, allerdings ohne Elefanten oder Büffel. Es hat Giraffen, Tsesebes, Impalas und wenige scheue Elefanten. Die Strecke ist landschaftlich sehr schön und einsam, den ganzen Tag begegnete uns kein einziges Auto, als wir am Abend das Camp von Franz erreichen. Es heisst Touch for Africa und hat eine grosse Wasserstelle an der man den ganzen Abend Tiere kommen und gehen sieht, einschliesslich vieler Eland Antilopen. Franz erzählt von einer Suchaktion nach Wilderer Schlingen, an der sich einen Tag lang viele Freiwillige beteiligt haben. Seit Botswana die Trophäenjagd verboten hat, ist niemand mehr interessiert die Tiere zu schützen, da sie ja kein Geld mehr einbringen. Das hat zur Folge dass Wilderer mit ihren mörderischen Schlingen freie Bahn haben. Manchmal sehen die Dinge sehr anders aus wenn man hinter die Kulissen schauen kann. Wir machen noch einen Stopp im Elefant Sands Camp. Dort wurden viele neue Chalets gebaut und Camper bevölkern den ganzen Platz. Es ist nicht mehr so ruhig wie beim letzten Aufenthalt hier, leider. Auch die grossen Herden von Elefanten sind verschwunden, nur einige Bullen kommen zum Trinken. So fahren wir am nächsten Tag weiter zur Nxai Pan. Leider bekommen wir bei Baines Baobab keinen Platz mehr. Nachdem wir auf dem Campingplatz der ca. 33 km vom Gate entfernt liegt 4 Nächte buchen konnten, machen wir uns daran Luft aus den Reifen zu lassen. Beim letzten Mal wollten wir uns das ersparen und sind prompt im Tief Sand stecken geblieben. Die Weiterfahrt verzögert sich, weil uns ein deutscher Tourist, der mit einem gemieteten Jeep den Park verlässt, bittet seine Reifen mit unserem Kompressor wieder auf zu pumpen. Erst später realisieren wir, dass er nur zu bequem war, seinen eigenen Kompressor aus zu packen und selber Hand an zu legen. Manche Leute lassen sich lieber bedienen, statt selbst zu arbeiten und andere lassen sich ausnützen!
Als wir ohne Schwierigkeiten die Sandstrecke hinter uns haben und das Wasserloch vor der Rangerstation erreichen, ist es ausgetrocknet. Die Elefanten trinken wieder die Abwässer des Sanitärblocks aus dem Schacht des nahegelegenen Campingplatzes. Das ist eine Enttäuschung, hatten wir uns doch beim letzten Mal gefreut, über die grosse neu angelegte Wasserstelle. Wir campen auf Platz Nr. 3, es gibt nur 4 andere belegte Plätze und in der Dunkelheit sehen wir den grossen Schatten eines Elefanten der neben uns durch die Büsche streicht. Nur das Knacken der Zweige verrät seine Anwesenheit, trotz des enormen Gewichtes kann er lautlos gehen. Im Schein des Feuers taucht plötzlich ein Schakal auf, der wie ein streunender Hund auf Grillabfälle hofft. Das fasziniert uns in Botswana, dass die Campingplätze nicht eingezäunt sind und man immer mit Wildtieren rechnen muss. In der Morgendämmerung sind wir am kommenden Tag unterwegs zur einzigen Wasserstelle im Park. Einige verschlafene Löffelhunde beobachten uns genauso aufmerksam wie wir sie und ein Schakal trabt in der Nähe vorbei. Schwärme von Tauben werden durch die Wasserstelle angezogen und fast hätten wir die Löwin übersehen, die gut getarnt neben dem Weg im Gras liegt. Sie ruft nach ihrem Rudel, erhebt sich schliesslich und wandert davon. Sie hat irgendwo Junge versteckt, denn man sieht die vollen Zitzen am Bauch. Leider haben wir weder das Rudel noch die Jungen gefunden. Elefanten, Giraffen, Gnus, Kudus, Zebras und Springböcke sehen wir in grosser Zahl. Als wir die Wasserstelle verlassen wollen springt der Motor nicht an. Schnell realisieren wir, dass etwas mit der Elektronik nicht stimmt. Wir versuchen den Schaltkreis, der den ersten Gang anzeigt obwohl der Neutral geschaltet ist, zu überbrücken, leider ohne Erfolg. Nach mehreren Stunden geben wir auf und benutzen zum ersten Mal unser mit gebrachtes Satelliten Telefon, um in einer Werkstatt in Maun anzurufen. Nach mehreren Versuchen meldet sie Pieter von Sunrise Motors. Er verspricht uns Hilfe zu organisieren, weil er sich selbst mit Autoelektronik nicht auskennt. Langweilig wird es uns zwar an der Wasserstelle nicht, aber die Zeit vergeht und keine Hilfe aus Maun ist in Sicht. Das Städtchen ist die nächste grössere Ansiedlung mit Autowerkstatt und liegt ca. 180 km entfernt. Die Hauptstrasse dahin ist zwar asphaltiert, zeitweise aber mit riesigen Schlaglöchern übersät. Nach dem Abzweig zum Park sind es dann nochmals 40 km davon 35 km durch tiefen Sand.
Zu unserer Überraschung fährt plötzlich ein Toyota Landcruiser neben uns, es sind Stefan und Maria aus Österreich, wir hatten sie auf unserer letzten Afrikareise getroffen. Natürlich möchten sie uns helfen, aber abschleppen kann man unseren Camper schlecht, wegen des Automatikgeriebes. Also verabreden wir uns auf dem Campingplatz und warten weiter auf die Hilfe aus Maun. Die trifft um 16.30 in Form eines Toyota Hillux und 2 Mechanikern endlich ein. Seit einer halben Stunde vergnügen sich 6 Elefanten Bullen im Wasser und sind überhaupt nicht erfreut über die Zweibeiner die ständig ums Auto herumlaufen. Die beiden Helfer bekommen es mit der Angst und haben eine geniale Idee wie wir den Bus wegschleppen können, ohne die Kadarnwelle abhängen zu müssen. Das mitgebrachte Diagnosegerät kann keine Verbindung herstellen und langsam wird es dunkel. Eine grosse Sicherung ist verbrannt, aber der Grund ist immer noch unklar. Die Sicherung wird durch einen Draht überbrückt, zum Schalten kurz eingesteckt, schnell wieder ausgezogen weil sie heiss wird und schon fahren wir so schnell es geht Richtung Parkausgang. Die beiden Mechaniker müssten den Park längst verlassen haben, aber die Ranger drücken ein Auge zu. Die Nachtfahrt birgt viele Hindernisse, Nutz und Wildtiere stehen auf der Fahrbahn, Hunde bringen sich im letzten Moment in Sicherheit und Riesenschlaglöcher verlangen eine schnelle Reaktion zum Bremsen, Ausweichen oder für beides. Ich sitze im Hillux und Walter fährt im Sprinter mit, das Tempo ist mit 80 bis 100km/h unserem Gefühl nach horrend und wir sind heilfroh, dass wir ohne Unfall nachts um 11.30in Maun ankommen. Es wäre nicht die erste Rescue Aktion gewesen bei der nochmals etwas schiefging. Am kommenden Tag stellt sich heraus dass ein Relais kaputt war. Ein neues ist schnell eingebaut und wir können sogar die nun verlorenen Tage in der Nxai Pan gegen eine Tendet Camp Übernachtung im Moremi eintauschen. Schade nur dass wir Stefan und Maria nun verpasst haben.
Als wir uns bei Pieter für seine Hilfe bedanken und nach einem guten Arzt fragen, empfiehlt er uns Dr. Misha, leider hat Walter immer noch Beschwerden. Dr.Misha von Okavango Air Rescue ist ein Goldschatz. Sehr professionell stellt sie ihre Diagnose, sie hat in der Schweiz in einem Spital in Luzern und bei der Rega gearbeitet, Walter ist in den besten Händen. 3 Tage lang braucht es Infusionen und dann ist ein multiresistenter Erreger eliminiert und Walter fühlt sich viel besser. Die Reisepause verbringen wir auf dem Camping Platz des Sedia Hotels am Ufer des Thamalakane. Langweilig wird es nicht, zu Waschen, Kochen, Putzen gibt es immer. Misha, Jema und Christian von Okavango Air Rescue verabschieden uns sehr herzlich, Christian spendiert Walter sogar noch eine Packung Lindt Schoggi damit er schnell wieder zu Kräften kommt.
Guter Dinge machen wir uns auf den Weg zum South Gate vom Moremi. Schnell fahren ist uns auf der Piste zu gefährlich und wir übernachten im Kaziikini Community Camp. Wir sind zunächst die einzigen Gäste, auf dem Platz hat es Spuren von Elefanten und Antilopen im Sand und sogar einen Wasserhahn, diesen Luxus hätten wir nicht erwartet. Gegen Abend kommt ein Landrover mit einem schwarzen Fahrer und einem Guide. Die 3 Gäste streiten sich lautstark mit den beiden und bald haben wir rausgefunden wie die sogenannten Safari Guides ihre Touristen gnadenlos über den Tisch gezogen haben. Sie haben den abgemachten Routenplan einfach gekürzt mit der Erklärung, dass im Park zu viel Wasser sei und die Wege unpassierbar. Natürlich hatten die 3 für die Tour viel Geld bezahlt. Da wir schon einmal im Park unterwegs waren konnten wir ihnen erklären was Ausreden und dreiste Lügen waren und sie haben wenigstens einen Teil ihrer Reise noch machen können.
Am frühen Morgen auf dem Weg zum Park Gate stossen wir überraschend auf eine grosse Gruppe Löwen. Tiere wissen eben nichts von Parkgrenzen. Einige halbgewachsene Junge liegen direkt auf der Strasse, ein Junges interessiert sich sehr für unser Auto und schnuppert an der hinteren Stossstange. Die anderen vergnügten sich beim Fangis spielen auf dem Weg während die Mütter seitlich im Gebüsch dösen. Die 15 köpfige Familie verschwindet bald im Gebüsch, wären wir 10 Minuten später dort vorbeigekommen hätten wir keinen von ihnen gesehen. Das Glück blieb uns an dem Tag erhalten, kaum im Park unterwegs nach Third Bridge lag einen Leoparden Dame neben dem Weg und rollte sich genüsslich in der Sonne auf den Rücken. Da es mehr Wasser hatte als bei unserer Tour vor 3 Jahren holperten wir über die wackligen Bohlenbrücken, ein witziger Schild davor mit der Aufschrift: „Dont speed over the Bridge“!
Unser Mietzelt in Third Bridge war sehr komfortabel, eine Terrasse, eine Freiluftdusche mit WC und ein sehr bequemes Bett. Für das letzte High Light an diesem ereignisreichen Tag sorgte eine Gruppe Elefanten die grasend und Äste abreisend in der Dämmerung immer näher zu unserem Zelt kamen. Ich war neugierig und setzte mich auf die Terrasse. Die Elefanten nutzten das Holzgerüst des Zeltes um sich zu kratzen, natürlich hat alles gewackelt, aber zum Glück den Tonnen standgehalten. Danach wollten sie das Gras unter dem Holzgestell des Zeltes fressen und drückten dabei die Köpfe gegen das Geländer der Terrasse. Dort sass ich und hielt den Atem an, ich hätte mich nicht gewundert wenn ich einem Stosszahn hätte ausweichen müssen, Ich hätte dem Elefant den Kopf tätscheln können so nahe war er bzw. sie. Als sie sich dann ins Küchenzelt der Privaten Safari Gruppe neben uns wagten, klopften die schwarzen Führer auf die Kochtopfdeckel und verscheuchten sie durch den Lärm. In dieser Nacht brüllte mehrmals ein Löwe und am nächsten Tag sahen wir auf der Rückfahrt in der Nähe der Xini Lagoon tatsächlich drei männliche Löwen im Schatten liegen.
Zurück in Maun stockten wir nochmals alle Vorräte an Wasser, Diesel und Lebensmittel auf. Am 6. September starteten wir zu einer 2 wöchigen Rundtour durch die Zentral Kalahari. Ausser einer Tankstelle und einem kleinen Laden gab es auf dem Weg dorthin nichts zu kaufen. Vom Tians Camp aus buchten wir zum ersten Mal einen geführten Gamedrive mit einem Guide im Landrover. Das war einfacher und billiger, als wenn wir die Fähre über den Boteti und den Parkeintritt für uns und den Bus bezahlt hätten. Mehr Tiere als auf unseren selbstständigen Pirschfahrten haben wir nicht gesehen. Bereits am kommenden Tag campieren wir im Deception Valley. Die Landschaft ist sehr trocken und es gibt wenig Tiere. Am anderen Morgen entdecken wir einen Geparden der mit einem Ast spielt, aber das sollte dieses Mal die einzige Katze bleiben, die wir im Park sehen. Die Einsamkeit und die Wildnis faszinieren uns trotzdem. Nur die Tiere tun uns leid, weil so viele Wasserstellen ausgetrocknet sind.
Wir verbringen unseren 30. Hochzeitstag bei einem selbstgebackenen Kuchen und in Gesellschaft von vielen Vögeln und einem Mangusten Paar in einer wunderschönen Umgebung in der Savanne mit vielen Schirmakazien. Viele Bäume blühen weiss und wir wundern uns, woher sie das Wasser für die Blüten und die sattgrünen Blätter nehmen. In der nächsten Nacht fällt das Thermometer bis auf knapp 1 Grad obwohl es tagsüber in der Sonne angenehm warm ist. Wir freuen uns als Ursula und Les eintreffen. Mit ihnen hatten wir per Mail abgemacht uns in der Zentral Kalahari zu treffen, um einige Tage zusammen unterwegs zu sein. Sie kommen vom Xade Gate, wir vom Matswere Gate. Der Park ist gross genug um sich womöglich zu verpassen, umso schöner hat es auf Anhieb geklappt. Sie haben sehr gutes Fleisch und Bier mitgebracht und wir freuen uns auf ein feines Z‘Nacht. Abends gemeinsam am Feuer zu sitzen und von den Erlebnissen zu erzählen ist immer wieder schön. Einmal gesellen sich sogar nochmal 4 Reisende zu uns die mit 2 Dachzelt Campern unterwegs sind. Ursula und ich nutzen das grosse Feuer zum Brot backen. Einmal entdecken wir am Morgen die Spuren grosser Tatzen rund ums Auto und am Wegrand liegen die abgenagten Knochen von einem Oryx. 2 Schakale versuchen noch ein paar Happen zu bekommen, aber die Löwen sind bereits in den Schatten verschwunden. Es wird von Tag zu Tag heisser. Einmal müssen wir von einem Campingplatz flüchten, weil Wildbienen unser Wasser entdeckt haben und uns in Massen umschwärmen, obwohl alles feuchte längst weggeräumt ist. Ich bin am Kochen im Bus und froh um die Moskitonetze obwohl ich mir vorkomme wie in der Sauna. Ursula und Walter haben Stiche abbekommen.
Leider bricht unsere Querblatt Frontfeder wieder, aber dieses Mal können wir Dank der Coilspring Zusatz Federn noch sehr gut fahren. In der Palm Afrique Lodge bei Ghanzi erholen wir uns von dem kargen Leben mit einem Minimum an Wasser und Komfort. Dann heisst es am 21. September Abschied nehmen von Ursula und Les, wir hoffen sehr dass wir sie in Afrika oder der Schweiz einmal wiedersehen werden. Der Grenzübertritt nach Namibia ist einfach. Wir finden einen schönen Campingplatz mit eigener Toilette/Dusche/Abwaschbecken. Dort verbringen wir Tage damit, das Auto auszuräumen zu entstauben und auf eine Weigh Bridge fahren wir ebenfalls, damit wir wissen wie schwer der Sprinter überhaupt ist. Mit 80l Diesel und 70 l Wasser wiegt er genau 3 Tonnen. Am 25. September sind wir in Windhoek auf dem Urban Camp. Bei Frank Schimmel müssen wir noch eine Rechnung für Ersatzteile bezahlen und wir haben ein Riesen Glück, dass er uns 16 Zoll Felgen von einem Mercedes G besorgen kann. Unsere Reifen sind kaputt und so können wir nun Neue mit einem höheren Last Index kaufen. Das ist sehr beruhigend wenn wir auf sandigen Wegen den Reifendruck reduzieren müssen. Sogar unsere defekte Kühlbox können wir reparieren lassen, für die Querblattfeder ist die Zeit zu kurz, die lassen wir im kommenden Jahr ersetzen. Dann fahren wir Richtung Flughafen zur Farm wo unser Sprinter überwintern wird und Horst fährt uns am 30. September zum Flughafen. Wir freuen uns auf ein paar schöne Herbsttage in der Schweiz nach diesem heissen Jahrhundert Sommer.