Am 6. Oktober erreichen wir die Grenze zu Ruanda nachdem wir irrtümlicherweise  zuerst am Schlagbaum der Grenze zum Kongo standen. Im Dreiländereck ist alles sehr nahe zusammen (für uns anscheinend zu nah). Wir bekommen die Ausreise Stempel von Uganda und stehen kurz danach vor dem Zollgebäude von Ruanda. Dort gehen die Formalitäten so schnell wie noch nie. Nach 20 min ist alles erledigt, sogar die Geldwechsler drängen nicht, man kann einen aussuchen und ohne Stress Ruandisches Geld tauschen. Niemand durchsucht unseren Bus nach Plastiksäcken. Solche Geschichten hatten wir von anderen Reisenden gehört. In Ruanda sind Plastiksäcke verboten.

In Ruanda wird auf der rechten Strassenseite gefahren, dabei hatten wir uns grad an den Linksverkehr gewöhnt. Im nächsten Städtchen Ruhengeri finden wir eine Apotheke. Der Apotheker gibt uns in Kigali eine Adresse, wo wir Medikamente für Walter kaufen können. Er hatte von einer Sorte zu wenig mitgenommen, und wir sind froh, dass wir sie nicht schicken lassen müssen. In der Stadt blühen in einem halb trockenen Flussbett hunderte von weissen Callas. Es ist ein faszinierendes Bild, vor allem als wir erfahren, dass 1994 in diesem Graben hunderte von Leichen lagen. Trotzdem macht die Stadt einen aufstrebenden Eindruck, die Leute gehen ihren Geschäften nach, lachen und schwatzen zusammen und es gibt sehr wenige die nur herumlungern. Überhaupt sind wir von Ruanda sehr positiv überrascht. Die Leute betteln hier nicht und sind sehr freundlich und hilfsbereit. Sie machen einen positiveren Eindruck, als in den Ländern zuvor. Viele sind zwar arm, aber ordentlich angezogen, die Bauernhöfe gepflegt, die Strassen sauberer als in der Schweiz! Auf jedem kleinen Fleck Land wird etwas angebaut. Hier gehen Männer und Frauen gemeinsam aufs Feld oder zum Holz/Wasser holen. Die Motorradfahrer tragen  Helm und Leuchtwesten. Wenn es Taxis sind, haben sie sogar einen 2. Helm dabei. Leider sehen wir auch Menschen, die vermutlich Opfer des Genozids wurden, der hier im Jahr 1994 stattgefunden hat. Leute mit schlimmen Narben, verkrüppelten Gliedmassen und manchmal auch mit Dunklen Schatten im verhärmten Blick. Obwohl damals fürchterliche Dinge passiert sind, scheint das Land darüber hinweg zu kommen. In fast jedem kleinen Dorf gibt es ein Genozid Memorial, ein Mahnmal gegen das Vergessen und als Ansporn so etwas nie wieder zuzulassen.

Bei den Virunga Mountains finden wir keinen guten Campingplatz. Die Landschaft in der Heimat der Berggorillas ist zwar grandios, aber die Touristen die hier Gorillatouren machen übernachten eher in teuren Lodges. Das Trekking zu den Gorillas kostet inzwischen schon 1500 Dollar pro Person. Wir fahren weiter bis nach Gisenij am Lake Kivu, wo wir in der Inzu Lodge für 20 Dollar campieren können. Erst später in Kibuye finden wir neben dem Holiday Hotel ein schönes Plätzchen am See. Am Morgen erwachen wir plötzlich, da wir merkwürdige Geräusche am Auto hören. Da wäscht jemand unser Auto meint Walter. Tatsächlich hat ein Einheimischer mit einem Eimer im See Wasser geholt und unser Bus glänzt in der Morgensonne. Wir bezahlen ihn, obwohl er keinen Auftrag hatte, wenigstens hat er nicht nur die Hand aufgehalten, sondern stattdessen etwas getan. Wir fahren immer weiter südwärts am Kivusee entlang bis nach Cyangugu. Eine sehr gute Asphaltstrasse führt durch die Berge, vorbei an Tee und Kaffee Plantagen, an Bohnen und Kartoffelfeldern, an Bananen Plantagen und in den Flusstälern sehen wir ausgedehnte Reisfelder. In Cyangugu finden wir einen Platz im Peace Guest House. Sie öffnen uns ein Zimmer, so dass wir Dusche und WC benutzen können. Von dort haben wir eine umwerfende Aussicht auf den glitzernden See und die Fischerboote mit ihren Auslegern. Gegenüber sind bereits die Häuser von Baku im Kongo zu sehen.

Auf der Weiterfahrt Richtung Nyungwe Forest ist es regnerisch und kühl. Wir können inmitten des National Parks im Uwinka Camping übernachten. Eine neugierige Vollbart Meerkatze kommt vorbei und schaut in den Bus, ob es wohl was Feines zu Essen hätte. Wir sind  vor allem wegen der grossen Gruppe der Colobus Affen gekommen und wegen des schönen Regenwaldes. Davon gibt es leider nur noch wenig, der grösste Teil ist gerodet und zu Feldern gemacht. Die Gruppe der ca. 400 Ruwenzori Colobus Affen ist die grösste auf der Welt. Nirgendwo sonst hat sich eine so zahlreiche Herde gebildet. In diesem Wald haben sie keine Feinde. Es sind extra 4 Ranger angestellt um ihnen zu folgen. Sie geben die Info weiter an die Führer der Touristen Gruppen. Wir hatten uns schon darauf eingestellt, dass Walter die Tiere nicht sehen kann, da die Urwaldpfade steil und rutschig sind, alles andere als geeignet für den Rollstuhl. Aber das Glück ist uns treu. Die Colobus Affen kreuzen die Strasse und wir können die Herde von ca. 400 Tieren bequem von der Strasse und vom Auto aus beobachten. Sie machen riesige Sprünge durch die Äste der hohen Bäume, sammeln sich vor der Strasse zu kleinen Gruppen, um dann auf der anderen Strassenseite wieder den Hang hinauf zu turnen. Immer wieder klammern sich schneeweisse Babys an ihren Müttern fest. Das Fell der erwachsenen Tiere ist schwarz weiss gefärbt.

Nach diesem tollen Erlebnis erreichen wir Kigali, die Hauptstadt Ruandas. Sie besteht aus vielen Hügeln, die Hauptstrassen sind asphaltiert und sehr sauber. Sobald man in die Wohnviertel kommt sind es oft Erdstrassen, trotzdem macht alles einen ordentlichen Eindruck. Die erste Nacht verbringen wir im One Love Camping. Diese Einrichtung wurde von Japanern gegründet. Dort werden Amputierte mit Prothesen versorgt und man schult Behinderte, damit sie ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen können. Angegliedert ist ein Guesthouse und ein Platz zum Campieren. Wir besuchen das Genozid Memorial von Kigali, und sind tief beeindruckt, wie informativ und gut gestaltet das Ganze ist. Viele Kinder einer Schulklasse weinen, als ein Film von den Ereignissen von 1994 gezeigt wird. Möglicherweise sind auch unter ihren Familien Opfer dieser Zeit.

Dann melden sich unsere tschechischen Freunde, die wir in Nairobi kennengelernt hatten. Sie stehen mit ihrem VW Bus bei einem Bekannten und laden uns ein, dort hin zu kommen. Er ist auch Tscheche und hat im Internet von ihnen erfahren. Er hat aus eigenen Geldmitteln ein Haus gemietet, wo körperlich Behinderte wunderschöne Flechtwaren aus gefärbtem Gras herstellen, die er dann in Europa weiterverkauft. Er hofft, dass die Betroffenen in ca. 2 Jahren die Unternehmung selber weiterführen können. Ein Mitarbeiter führt uns durch den alten Teil der Stadt. Er kennt viele Leute, da er dort aufgewachsen ist. Wir gehen mit ihm in den lokalen Markt, es ist spannend was er uns erzählt. In kleinen Restaurants und Kaffees erfahren wir wie es ist hier zu leben. Marika und David bleiben einige Tage, weil sie ein Video mit  Reisebericht fertigstellen müssen fürs Tschechische Fernsehen. Wir wollen weiter Richtung Tansania, da in etwa 10 Tagen unser Rückflug ist. Wer weiss, vielleicht treffen wir uns in Arusha wieder. Sie planen ein Trekking auf den Gipfel des Kilimanjaro. Auf einer guten Strasse haben wir die Grenze nach Tansania schnell erreicht. Die Formalitäten des Zolls von Ruanda sind ebenfalls schnell erledigt. Leider ist das auf der tansanischen Seite nicht der Fall. Es kostet über 3 Stunden Zeit und einige Nerven, bis wir durchgesetzt haben, dass wir die Strassengebühr für 3 Monate bezahlen können. Da es bereits dunkel wird, stellen wir uns zwischen die wartenden Lastwagen und übernachten dort. Es wird eine laute Nacht.


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