Nach einer ausgiebigen Einkaufstour im Lebensmittelsupermarkt, sind wir bereits am nächsten Tag auf dem Weg zur Grenze nach Botswana, erstaunt und froh darüber, dass alles so problemlos gelaufen ist. Es hat sehr wenig Verkehr, erlaubt wären 120 km/h, aber wir fahren nur beim Überholen mal um die hundert km/h. Trotzdem werden wir von 2 Polizisten gestoppt, die Radarkontrolle machen. Wir waren zuvor schon einige Minuten hinter einem Lastwagen hergefahren, den sie allerdings nicht gestoppt haben. Sie behaupten wir seien 117 km/h gefahren! Das klingt so haarsträubend, dass ich unwillkürlich loslache, was natürlich gar nicht gut ankommt. Eine hitzige Diskussion ist die Folge. Busse wie unserer dürften nur Hundert fahren, sagen sie, und Lastwagen nur 80!? Warum sie den Lastwagen nicht gestoppt hätten, fragen wir? Bla, Bla, Bla es geht hin und her, aber wir sind keinesfalls bereit ihnen zu glauben. Am Schluss fahren wir ohne zu zahlen weiter, als sie einsehen, dass sie uns kein X für ein U vormachen können. Mit so was hätten wir vielleicht in Zimbabwe, aber nicht in Namibia gerechnet.

 

Botswana

Am 13.Juli überqueren wir ohne Probleme die Grenze zu Botswana. Wir fahren nach Maun und versuchen einen Campingplatz im Savuti zu bekommen. Leider erfolglos, alles „fully booked“. Wir bekommen auf dem Mogotlho Community Camp einen Platz. Im Linyanti Campsite am Chobe Fluss hat jemand abgesagt, so dass wir auch dort eine Nacht reservieren können. 2 Tage später sind wir auf dem Weg nordwärts zum Kwai River. Laut Auskunft der Einheimischen sind keine Wasserdurchfahrten bis zum Savuti mehr nötig. Sie raten die Sandridge Strecke zu fahren, da es auf der Marsch Road noch zu nass sei. Anfangs kommen wir gut voran. Die ersten Elefanten kreuzen den Weg und je näher wir dem Moremi Park im Okavango Delta kommen, desto mehr Tiere sind unterwegs. Dann plötzlich ein Warnschild: "Achtung Wasser!" und "Umleitung".

Tatsächlich endet die Strasse direkt in einem See. Aber nach rechts geht eine Spur weiter, wohin auch das Umleitungsschild zeigt. Gott sei Dank denken wir, eine Umfahrung! Aber zu früh gefreut, denn kurz darauf endet auch diese Spur im See. Was nun?? Das Wasser scheint tief und ist schwarz vom Schlamm, nicht gerade einladend. Sollen wir umdrehen und die Pläne über den Savuti zur Chobe Riverfront zu fahren einfach an den Nagel hängen? Walter will das Risiko eingehen und versuchen durchzufahren. Ich habe Angst im schlammigen Wasser stecken zu bleiben. Warten bis ein Auto kommt? Das kann ewig dauern. Also hole ich die 30 Jahre alten Fischerstiefel, die wir schon so viele Kilometer spazieren gefahren haben. Walters Begeisterung hält sich in Grenzen, aber für mich ist das die einzige Möglichkeit herauszufinden, wo oder ob wir überhaupt dort durchfahren können. Zaghaft taste ich mich in der trüben Brühe vorwärts und schaue immer wieder auf die Wasseroberfläche (regt sich was? Gibt es doch Krokodile??). Zum Glück schwimmt dort ausser ein paar Enten nichts herum. Dann lande ich mit einem Platsch wie ein Hippo im Dreckwasser. Zuerst watete ich auf dem Mittelwalm der Spur und rutschte dann unvermittelt in die tiefe Spur runter. Nachdem ich mich wieder aufgerafft habe, reicht mir das Wasser bis zur Leiste. Da ich nun schon mal nass bin und auch die Stiefel gefüllt sind, muss ich nicht mehr aufpassen und komme schneller voran. Ich sammle dünne Äste, um die mögliche Durchfahrt abzustecken. So ähnlich wie die Stangen für die Schneeräumer zu Hause im Winter. Dann kommt ein Auto mit 2 Polizisten. Bestimmt fahren sie meine mühsam in den Schlamm gebohrten Stecken um!? Oder nein- sie trauen sich nicht ins Wasser. Zu tief für ihren Jeep meinen sie. Sie warten ab, wie es uns wohl ergehen wird. Das gibt mir einen Moment lang zu denken, wir lassen uns aber nicht von unserem Plan abhalten. Dann gibt Walter Gas, immer schön den Markierungen nach - und kommt ohne Probleme auf der anderen Seite an. Gott sei Dank war er nicht in die tiefen Spuren gerutscht. Das Wasser läuft wie aus Schläuchen aus den Löchern des Chassis. Erst auf dieser Seite des Sees entdeckten wir eine weitere Spur, die nicht weit weg vom Hauptweg verläuft. Also gibt es irgendwo doch noch eine weitere Umfahrung. Das rufen wir den Polizisten zu, worauf die sich sofort auf die Suche machen und kurz darauf fröhlich winkend an uns vorbeifahren.

Wiedermal eine Lehre, besser länger nach einer Umfahrung suchen, auch wenn man sie nicht sofort findet. So hätten wie Zeit und Nerven gespart. Die Belohnung für das Abenteuer wartete bald darauf am Kwai Fluss, wo an den Ufern um die 200 Elefanten zum Trinken und Baden versammelt waren. Staunend standen wir lange dort, immer wieder neue Gruppen trafen ein. Die Jüngsten spielten im Schlamm und im Wasser, purzelten übereinander und übten wie die Grossen den Boden aufzupflügen, wobei sie halbe Kopfstände zustande brachten. Flusspferde sonnten sich an der Böschung, Giraffen, Zebras, Wasserböcke, Impalas, viele Wasservögel und einige Fischadler bevölkerten ausserdem die Flussufer. Der Vertreter des Community Camps, der uns in Maun den Platz am Ufer des Khwai Flusses für teures Geld verkaufte, hatte nicht übertrieben. Ich hatte ihn gefragt, warum sie so viel Geld verlangen, aber keinerlei Infrastruktur erstellen (nicht mal ein Plumpsklo gibt es auf den 10 ausgewiesenen Campsites). Seine Antwort: " Because its Paradise!" Bleibt nur zu hoffen, dass es so bleibt und nicht mit der Zeit alles verdreckt ist. Von anderen Campern haben wir erfahren, dass die Marsch Road eben doch zu befahren ist. So müssen wir auf dem Weg zum Linyanti Camp weniger Sandpiste fahren. Mit dem schweren Auto, beladen mit 60 Liter Extradiesel und 80 Liter Wasser, würde so mindestens die Fahrt bis zum Savuti Camp einfacher werden. Wir brechen früh auf, in der Morgensonne stöbert ein Honigdachs nach Futter. Auf der Weiterfahrt geht die sandige Spur zunächst durch grünen Wald, der an einen Buchenwald im Mai erinnert. Die Blätter und Rinde der Mopane Bäume fressen die Elefanten gerne. Weil wir Tiere sehen und nicht überfahren wollen, sind wir langsam unterwegs, was auch gut ist, denn wie aus dem Nichts steht uns urplötzlich ein grosser Bulle gegenüber. Auf ihren baumstammdicken Beinen schleichen sie förmlich durch den Wald. Man hört sie nur, wenn sie Äste abreisen oder mit den grossen Ohren schlagen. Wie ein Geist ist er genauso schnell wieder zwischen den Bäumen verschwunden. Grosse Gruppen von Impalas kreuzen den Weg. Als wir auf einer offenen Fläche anhalten, um zu frühstücken, entdecken wir eine Büffelherde von mehreren hundert Tieren. Von fern brüllt ein Löwe, den wir aber nicht zu sehen bekommen. Auf der Ebene stehen weit verstreut grosse Bäume, deren saftige Triebe und Blätter eine Gruppe Giraffen angelockt haben.

Junge Giraffen sind auch dabei und von weitem glaubt man nicht richtig zu sehen, dann sie sind fast gleich gross, wie die weidenden Zebras. Wir kommen erstaunlich gut vorwärts, die Strecke ist gar nicht so schwierig, wie wir befürchtet haben. Am einzigen Wasserloch das wir passieren, hat sich eine Herde Elefanten Bullen versammelt. Mit dem Feldstecher sehen wir 2 männliche Löwen weit weg hinter einem Busch versteckt, schlafend wie meistens tagsüber. Dann wird der Sand immer tiefer, der Bus muss sich durch Löcher wühlen, aber wir bleiben nicht stecken, was mich ein weiteres Mal wundert. Erstaunlich wo ein Allrad Auto durchfahren kann. Es ist bereits so spät, dass wir an der Rezeption des Savuti Camps alles dran setzen wollen, damit sie uns irgendwo campieren lassen. Wir haben keine Lust, heute noch bis zum Linyanti Camp zu fahren.

Eine Familie Odermatt aus der Schweiz ist im Rezeptionsbuch eingetragen. Wir fragen ob sie ihren Platz mit uns teilen würden. Sie sind nett und hilfsbereit und da es ein sehr grosser Platz ist, können wir problemlos dort stehen. Glück gehabt, nach dem ganzen Geschaukel und dem vielen Staub, geniessen wir die warme Dusche. Mit einem Elefanten sicheren Wall aus Beton und Erde ist das Sanitärhäuschen geschützt wie eine Burg. Anscheinend haben durstige Dickhäuter früher öfter mal randaliert. Nicht weit entfernt gibt es ein Wasserloch, damit die Tiere trinken können, wenn der Savuti Channel kein Wasser führt, wie im Moment grad. Dieser Nebenarm des Okavango lag lange trocken, bis er vor einigen Jahren plötzlich wieder Wasser führte. Kaum haben wir den Motor abgestellt, kommt bereits Besuch. Ein grosser Elefantenbulle sucht nach Futter und sammelt die Schoten der Akazienbäume vom Boden auf. Da er dort nur wenige findet, schüttelt er einen der Bäume, indem er den Kopf an den Stamm drückt und kräftig rüttelt. Der Camper von Familie Odermatt steht genau darunter, was ihn aber wenig stört. Da kaum Früchte herunterfallen sucht er sich einen Busch mit grünem Laub. Er schüttelt unwillig den Kopf, als der Wind die aufgehängte Hängematte aufbläht. Dann sucht er sich hinter den Büschen ein ungestörteres Plätzchen. Das Gefühl, wenn so ein tonnenschwerer Riese direkt auf einem zuläuft, wenn man nicht im Auto sitzt ist schwer zu beschreiben, faszinierend auf jeden Fall. Die Odermatts warten auf ihre Verwandten, die mit Jeep und Anhänger im Sand auf dem Weg zum Savuti Camp festsitzen. Der Rahmen des Anhängers ist gebrochen und niemand weiss, wie lange es dauert, bis sie Hilfe finden. Thomas Odermatt ist zuversichtlich, dass sie sich zu helfen wissen, da sie schon 11 Jahre reisen. Trotz Reiseerfahrung sind die nächstgelegenen Siedlungen Maun oder Kasane. Bis dahin sind es viele Kilometer Sandpiste. Sie haben ein Satelitten Telefon, aber wird der Schaden an Ort und Stelle zu reparieren sein? Abschleppen oder Aufladen können wir uns dort nicht vorstellen. Wir ahnen zu der Zeit noch nicht, wie klein die Welt ist. Wir treffen Eddi und Brigitte Odermatt kurz vor unserer Rückreise in Windhoek und erfahren so, wie die Geschichte ausgegangen ist.

Im Morgengrauen fahren wir weiter, dann ist der Sand noch kompakter und die Chance Tiere, besonders Katzen anzutreffen ist grösser. Den ganzen Morgen sehen wir nur ein Auto. Ein Toyota Landcruiser, der eine kleine Touristen Gruppe zu ihrer Lodge an der Chobe Riverfront bringt. Wir fahren langsamer, aber sie machen öfter Pause, so dass wir sie immer wieder kreuzen. Die Spur führt abwechselnd durch buschiges Hügelland und dann wieder durch grasbewachsene Ebenen. Erst am Nachmittag kommen uns Fahrzeuge entgegen. Wir hatten uns den Weg schwieriger vorgestellt, und freuen uns, dass wir gut vorankommen. An einer Stelle wird es doch noch knapp, als es einen steilen Hang hinunter und auf der anderen Seite ebenso steil wieder hinaufgeht. Es haben sich 3 tiefsandige Fahrspuren gebildet mit noch tieferen Löchern, wo die Räder der Autos den Sand weggewühlt haben. Vor lauter Spannung vergessen wir Fotos zu machen. Zum Glück brauchen wir keinen zweiten Anlauf. Durch die Löcher werden wir und der Bus kräftig durchgeschüttelt und wir sind froh über die verstärkte Federung. Dann öffnet sich der Blick in die weite Ebene des Chobe Rivers. Dieser Fluss hat 3 Namen, einmal heisst er Kwando, dann Linyanti und schliesslich Chobe, bevor er in den Zambesi mündet. Kühe grasen zusammen mit Wildtieren und weit verstreut stehen alte Baobabbäume. Wir bekommen einen Notcamping Platz an der Riverfront, im Ihaha Camp. Dieser "Not Platz" ist viel grösser wie jeder Stellplatz auf einem europäischen Camping. Am Morgen entdecken wir die Spuren von Löwen auf dem Sandboden, leider haben wir sie nicht gesehen. Auf der Weiterfahrt weidet eine grosse Büffelherde am Flussufer, Zebras, Impalas, Warzenschweine, Wasserböcke und Giraffen kreuzen immer wieder den Weg. Daneben unzählige Vögel, die hier wo es genug Wasser gibt, gutes Futter finden. Wir übernachten ausserhalb des National Parks, obwohl auch in Kasane vieles „fully booked“ ist. Früh am nächsten Morgen sind wir bereits wieder im Park und können eine Löwin beobachten, die sich an einen Wasserbock heranschleicht. Die ganze Szene erinnert sehr an eine Hauskatze, die eine Maus jagt. Die Löwin ist auch genauso wasserscheu und der Wasserbock kann fliehen. Später kommen unzählige Elefantenherden ans Wasser, auch Gruppen von Bullen. So viele haben wir bisher nirgends gesehen. Wir staunen einmal mehr, wie lautlos sie sich auf den grossen Füssen bewegen können. Als wir mit dem Bus auf einem ihrer Pfade stehen, passiert eine ganze Herde unser Auto, ohne dass wir etwas hören. Weil eine Weile nichts zu beobachten war, hatten wir uns kurz hingelegt in der Annahme mit offenen Fenstern schon zu bemerken, wenn Tiere im Anmarsch sind. Erst als ein junger Bulle den Kopf schüttelt und seine Ohren ein schlappendes Geräusch machen, bemerke ich die Herde.

Es wirkt fast unwirklich, so viele Tiere an einem Ort versammelt zu erleben. Freude macht uns auch eine Gruppe Säbelantilopen, denn diese seltenen, schwarzen Tiere mit den gebogenen Hörnen, sehen wir hier zum ersten Mal. Am kommenden Tag überqueren wir den Sambesi und die Grenze nach Sambia. An diesem Grenzübergang geht es einiges chaotischer zu, als damals bei Katima Mullilo. Bereits auf der Fähre machen sich Schlepper an uns heran. Wir wollten eigentlich alles alleine erledigen, lassen uns dann aber doch überreden ihre „Dienste“ in Anspruch zu nehmen. Manche Gebühren muss man in der Landeswährung Kwacha bezahlen und andere wieder in US Dollar. Kwacha kann man nur in Sambia bekommen. Welch grosser Zufall, wieder mal ist der Bankomat dort gerade ausser Betrieb und der Computer hat genau jetzt keine Verbindung usw. Wir haben den Eindruck die Grenzbeamten sorgen dafür, dass die Geldwechsler und Grenzschlepper ihr Auskommen haben. Die ganze Bürokratie dauert etwas mehr als 2 Stunden. Das ging verhälnismässig schnell, erfahren wir später von Einheimischen.

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